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Die Nacht mit dem Rockstar


Das „Milieu“ zog mich in meinen jungen Jahren immer wieder an. Es reizte mich, in diese scheinbar verruchte und geheimnisvolle Welt ein- und abzutauchen.


Warum? Ich weiss es nicht.


Vielleicht wollte ich nicht 08 15 sein. Nicht gefangen sein in der Normalität des Alltags. Ich wollte raus in die Nacht und genau das erleben, was man nicht tun durfte, worüber man nicht sprach. Vielleicht zog es mich deswegen dorthin. Ich weiss es nicht wirklich.


Auf jeden Fall lernte ich mit dieser Sehnsucht, die entsprechenden Menschen kennen. So auch meine Freundin Corinna; von ihr schrieb ich schon einmal hier auf diesem Blog, nur nannte ich sie da anders, aber das spielt keine Rolle. Corinna kannte sich ein bisschen aus im Milieu. Sie hatte Kontakte zu einer Betreiberin eines Edelbordells in Frankfurt am Main und wusste immer mal, wer sich dort aufhielt.


In dieser besagten Nacht sollten sich die Bandmitglieder von Guns'n'Roses dort aufhalten. Wow, Guns'n'Roses – die gefielen mir. Die Musik machte mich an und ganz besonders der Gitarrist: Slash. Er verkörperte die Wildheit, die ich auch gerne leben wollte. Das ungebunden sein, das Tingeln durch die Welt. Mal hier mal dort; vielleicht gewürzt mit einem Schluck Whiskey oder einer Prise Koks – Freiheit assoziierte ich damit. Damals arbeitete ich als Angestellte bei American Express, was mir so gar nicht nach Freiheit roch....aber ich schweife gerade ein wenig ab.


Corinna hatte also gehört, das Guns'n'Roses wegen eines anstehenden Konzerts in Frankfurt sind und dieses edle Bordell besuchen wollten. Es reizte uns sehr, die wilden Rockstars irgendwo abzufangen. Also fuhren wir am frühen Abend mit dem Auto dorthin und warteten auf die Dinge, die da vielleicht geschehen sollen. Aber es geschah nichts. Die Villa sah dunkel und verlassen aus. Kein Licht drang nach draussen, keine Limousine weit und breit, die an bekannte Rockstars erinnern könnte. Nichts dergleichen.


Wir warteten recht lange; es waren sicherlich mehr als 2 Stunden. Und wirklich, kein Geschwafel: als wir fahren wollten, wirklich in diesem Moment, in dem wir aufgeben wollten, ging ein Licht in der Villa an. Und kaum, dass dieses Licht anging, kamen aus dem Nichts 3 oder 4 Taxen angefahren. Diese stellten sich vor uns an den Bordstein. Und es vergingen weitere, wenige Minuten, da kamen SIE aus dem Haus. Wir trauten unseren Augen nicht, waren wir unseren Idolen doch ganz nah. Sie kamen aus dem Haus heraus und wir sponnen kurz wilde Fantasien, was die da wohl gemacht haben, in dieser Villa und wie begnadet die Mädels dort sind; waren sie diesen Kerlen doch so nah.


Die Jungs der Band kamen immer näher und stiegen in die Taxen. Mit keinem Blick nahmen sie Notiz von uns. Die Taxen fuhren los und Corinna mit ihrem Auto hinterher. Im ersten Moment kam ich mir blöd vor und kreischte, „Das kannst du doch nicht machen“! Sie grinste und fuhr weiter. Ich wäre am liebsten im Erdboden versunken, doch ich ergab mich dann – irgendwie doch auch gerne – meinem Schicksal. Die Taxen fuhren recht schnell und wir fuhren recht schnell hinterher. Es ging rasant in Richtung Frankfurter Hof, das damals beste Hotel in der Stadt.


Die Taxen fuhren an einen Hintereingang des Hotels. Wir kamen nicht dahin. Wir wurden vom Wachpersonal nicht vorgelassen. Nach Hause fahren? Auf gar keinen Fall!


Wir parkten in einem nahegelegenen Parkhaus und gingen zum Hotel. In die Lobby des Hotels kamen wir einfach rein und trauten unseren Augen nicht: der ganze Saal war voller Mädels. Ich wollte gehen, das war mir dann doch zu viel. So viele Mädels auf einem Haufen. Nee, da wollte ich nicht bleiben. Corinna aber schon. Sie wollte bleiben. „Wir sind doch jetzt schon mal hier. Auf keinen Fall gehen wir.“ Ich lies mich überreden, wir blieben und bestellten uns einen Drink.


Nach einiger Zeit kam ein im Anzug gekleideter und ziemlich muskulöser Herr auf uns zu – ein Bodyguard der Band – und fragte uns, ob wir beide Lust hätten, ihn zu Slash zu begleiten. Oh...damit hatten wir nicht gerechnet. Wir zwei zu Slash!?! Und wie wir Lust hatten.


Wir hatten keine Ahnung, ob der Herr die Wahrheit sagte und uns zu Slash brachte und machten uns auch keine Gedanken darüber, was sonst noch passieren könnte. Wir hatten keine Ahnung, und es war uns auch egal. Wir folgten ihm. Wir folgten ihm, begleitet von den Blicken der anderen Mädchen.


Es ging mit dem Lift in die letzte Etage, direkt in eine riesige Suite. Und da saß ER. Eine Gitarre in der Hand, die an einen kleinen Verstärker angeschlossen war, klimperte er, auf dem Fußboden sitzend, vor sich hin. Slash, der Gitarrist der Band!! Im Fernsehen auf einem Sideboard liefen lautlos die Musikclips von MTV.


Corinna und ich waren alleine mit ihm. Wir trauten unseren Augen nicht. Wir waren alle noch sehr jung. Corinna und ich etwa 26, Slash ein wenig jünger. Etwas unbeholfen und schüchtern waren wir alle.


Letztendlich brach er das Eis: Er fragte uns, welche Musik wir mögen. „Shakespeare Sisters“, ein bekanntes Duo damals, mochten wir sehr gerne. Die beiden Musikclips „Stay“ und „Hello“ schauten Corinna und ich oft im Fernsehen an und stellten uns dabei vor, dass wir die berühmten zwei Sängerinnen sind. Die Texte kannten wir auswendig.

Slash mochte „Shakespeare Sisters“ auch und spielte die Melodie von „Stay“ auf seiner Gitarre. Wir hörten ihm zu und sangen leise mit. Sein Gesicht war kaum zu erkennnen, hatte er doch die langen, lockigen Haare im Gesicht. Er saß einfach auf dem Boden und spielte für uns.


Nach diesem wunderbaren Anfang unterhielten wir uns eine Weile über dies und über das, und auf einmal küsste er Corinna. Ich hab gar nicht genau wahrgenommen, wie das passierte. Als ich hinschaute, küssten die beiden sich. Ein leichter, kleiner Eifersuchtsblitz suchte seinen Weg quer durch meinen Körper - nahm ich mich doch als die Verschmähte war.


Doch nach diesem Kuss mit Corinna fragte er mich, ob ich auch Lust hätte, ihn zu küssen. (Ich schmunzle, während ich diese Zeilen hier schreibe, da mir die ganze Situation gerade irgendwie grotesk vorkommt.) Klar wollte ich ihn küssen. Und wir küssten lange und innig und sehr intensiv. „Your kisses are strong“, oder so etwas in der Art, murmelte er, und dann ging es hin und her: Er küsste Corinna und dann wieder mich. Wir küssten also und tranken ein bisschen. Er hatte uns zwischenzeitlich etwas Wodka und Orangensaft angeboten. Wir drei erlebten eine tolle Zeit, dort oben im Frankfurter Hof in seiner Suite.


Wir waren schon ein bisschen angetrunken vom Alkohol und angetan vom Küssen, da ging auf einmal die Tür auf und weitere Bandmitglieder, mit ziemlich vielen Mädels im Schlepptau, kamen herein. Unsere Dreisamkeit war mit einem Mal vorbei und eine wilde Party ging los. Ein oder zwei Butler kamen und brachten Wodka, Orangensaft und Champagner für uns alle. Wir tranken und feierten.


Irgendwann stand Slash auf und fragte Corinna und mich, ob wir Lust hätten, ihn in das Schlafzimmer zu begleiten. Ja, das wollten wir. Klar wollten wir das. Wir gingen. Zu dritt.


Dort legten wir uns mit Klamotten aufs Bett. Corinna und ich waren recht leicht bekleidet; es war Sommer. Wir unterhielten uns ein bisschen, doch das Prickeln der erst nur subtil wahrnehmbaren Erotik war auf einmal geballt da. Es knisterte. Wir küssten. Er und sie und er und ich und ja, dann auch Corinna und ich. Es wurde immer wilder. Irgendwie hatten Corinna und ich eine stillschweigende Vereinbarung, uns um Slash zu kümmern, und zwar beide zusammen.


Wir zogen ihn aus. Das T-Shirt. Die Hose. Den Slip. Er lies es geschehen. Offensichtlich gefiel es ihm sehr.


Wir küssten und verwöhnten und liebkosten ihn. Wir schliefen nicht mit ihm. Wir genossen anders. Wir beide zusammen, Corinna und ich. Es gab keine Bevorzugte oder scheinbar Benachteiligte. Wir genossen ihn und er genoss es sichtlich mit uns.


Irgendwann dann, als die erotische Sehnsucht gestillt war, lagen wir alle drei müde auf dem Bett. Es war schon spät, wir hatten getrunken, uns vergnügt und waren kurz vorm Einschlafen, da ging die Tür leise auf. Instinktiv wusste ich, dass wir gehen mussten.

Ein gut aussehender, sportlich gekleideter junger Kerl (er musste so in unserem Alter gewesen sein) kam rein und gab uns wortlos – nur ein Kopfnicken in Richtung Tür – ein Zeichen, das wir gehen mussten.


Wir wurden sehr, sehr sanft aus der Suite hinaus komplimentiert - ich hab nicht mehr wahrgenommen, ob die Party im Wohnzimmer noch lief – und wurden freundlich bis an den Hinterausgang des Hotels begleitet.


Draussen wurde es bereits hell...


***


Erlebt von...


...Claudia Nova

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